25.5.06

 

Wie man bessere Fragen an sich selbst stellt

Konstruktives Denken nach Alexander Christiani

"Denken ist reden mit sich selbst", sagte Imanuel Kant. Bewusstes sprachliches Denken ist ein permanentes Wechselspiel von Frage und Antwort im Selbstgespräch. Ihr Denken wird durch die Fragen gesteuert, die Sie sich selbst stellen. Je besser die Qualität der Frage, desto besser die Antwort und umso besser gelingt Ihnen konstruktives Denken. Nutzen Sie die vier Schlüssel zum konstruktiven Denken des Business-Coaches Alexander Christiani, wenn Sie im emotionalen Sumpf stecken.

1. Schlüssel Lenken Sie Ihr Denken von der Vergangenheit in die Gegenwart und in die Zukunft
Fallbeispiel: Warum muss das immer mir passieren?
"Warum" ist ursachenorientiert und zeigt in die Vergangenheit. Warum hilft in den seltensten Fällen eine Lösung zu finden, weil sich der Wechsel zum "Wie" nicht automatisch ergibt. Sprachforscher bezeichnen die "Warum"- Frage auch als eine Frage mit Endlosschleife." Alexander Christiani's Faustformel für den Alltag lautet: "Wie Fragen bringen uns weiter, Warum-Fragen sind die Wurzel vieler Übel."

Tipp: Ersetzen Sie "Warum" in Ihren Fragen durch Wie, Was oder Wozu!
Fragen Sie sich:
Wie löse ich das Problem?
Wie gehe ich vor?
Was kann ich tun?
Was ist die gegenwärtige Situation?
Wozu habe ich dieses Problem?

2. Schlüssel Decken Sie negative Unterstellungen auf
Fallbeispiel: Warum muss das immer mir passieren?
In der Frage "Warum muss das immer mir passieren? signalisieren die Worte "muss das" eine Unterstellung. Sie lautet: Im Universum gibt es eine Ursache - Wirkungsbeziehung, die dem Fragenden dieses bittere Schicksal auferlegt. Das tragische am analytischen Denken sind zwei Aspekte, sagt Christiani.
1. Unser Gehirn hinterfragt nicht die stillschweigenden Voraussetzungen unserer Fragen. Es unterstellt diese sogar als wahr.
2. Es ist egal, wie unbeantwortet eine Frage ist, unser Kopf versucht unser Ego zufrieden zustellen und wenigstens ein halbwegs plausible Antwort zu finden.

Tipp: Untersuchen Sie, ob die Frage mit positiven Unterstellungen arbeitet.

Statt: Warum interessiert sich mein Chef nicht für meine Arbeit? fragen Sie sich:
Wie gewinne ich die Aufmerksamkeit meines Chefs? oder
Wie erhalte ich konstruktives Feedback von meinem Chef?

Statt: Warum bin ich so blöd? fragen Sie sich:
Wie nutze ich meine Talente am besten?

3. Schlüssel Wandel Sie negative in positive Zusatzbedingungen um
Fallbeispiel: Warum muss das immer mir passieren?
Bei der Frage "Warum muss das immer mir passieren?" verallgemeinert das Wort "immer" ein Einzelproblem. Fragen, die mit negativen Zusatzbedingungen an uns gerichtet werden sind uns verhasst. z.B.
Warum kommst du immer zu spät?
Warum kannst du nie Ordnung halten?
Lernst du nie mit deinem Geld umzugehen?
Die Struktur wird selbst dann nicht besser, wenn Sie diese Fragen an sich selbst richten. Christiani empfiehlt in diesen Situationen folgende Formel für positive Zusatzbedingungen einzusetzen.
Formel
1. Gute Zusatzbedingungen sind rational und emotional positiv.
2. Wenn es hart auf hart kommt, dann formulieren sie die Zusatzbedingungen im Konjunktiv.

Praxisbeispiel: Wie soll ich das alles heute noch schaffen?
Diese Frage ist möglicherweise bezüglich des angestrebten Zieles eine gute Frage, jedoch setzen sich die meisten unnötig unter Druck. Als Selbstansporn geht der Schuss eher nach hinten los.
Wandeln Sie obige Frage im 1. Schritt so um:
Wie schaffe ich das heute noch und zwar so, dass ich Spaß dabei habe?

Reicht dieser Schritt noch nicht, weil Sie sich sagen, “ Bei diesem Mist kann ich überhaupt keinen Spaß haben.", dann schalten Sie den Konjunktiv - Turbo ein.
Wie schaffe ich das heute noch und zwar so, dass ich dabei Spaß haben könnte - zumindest wenn ich dies wollte?

4. Schlüssel Vom Opfer zum Täter - Ändern Sie Ihre Einstellung
Fallbeispiel: Warum muss das immer mir passieren?
Bei unserer Ausgangsfrage "Warum muss das immer mir passieren?" signalisiert der Teil "mir passieren", dass sich der Fragende zum Opfer der Situation macht.

Hier zwei Beispielfragen eines Opfers: Warum nutzt mich mein Chef immer so unverschämt aus? oder Warum werde ich immer so unverschämt ausgenutzt?

Der Macher fragt sich: Wie setze ich klare Grenzen? oder
Wie schaffe ich eine Arbeitsatmosphäre, die für uns beide förderliche ist?

 

9 besonders kluge Fragen

Dorothy Leeds fand neun besonders kluge Fragen, die sich in fast jeder Situation anwenden lassen.

1. Wie kann ich Ihnen helfen?
2. Was muss getan werden?
3. Können Sie mir das Verfahren erläutern?
4. Was für ein Gefühl haben Sie dabei?
5. Können Sie mir das näher erklären?
6. Welchen Standpunkt nehmen Sie ein?
7. Können Sie ein paar Gründe nennen, warum es nicht so gegangen ist, wie wir hofften?
8. Was können wir ändern, damit die Sache besser funktioniert?
9. Welche Resultate streben wir in erster Linie an?

 

Wie Sie in 8 Schritten bessere Fragen stellen

Manche kennen Mark V. Hansen durch das Buch Hühnersuppe für die Seele, das er mit Jack Canfield schrieb. Auf seiner Homepage fand ich einen Artikel, den ich in Deutsche übersetzte. Lesen Sie hier den 8-Schritte Prozess von Mark V. Hansen.

1. So tun, als ob
Es ist sehr wichtig, dass Ihr Zustand des Denkens eine feste Gewißheit und Erwartung enthält, wenn Sie fragen. Diese Geisteshaltung wird alles andere beeinflussen: Körperhaltung, Augenkontakt, Ton der Stimme und die Wahl der Wörter. Erinnern Sie für einen Moment an frühere Situationen, in denen Sie die Gewißheit hatten, dass Sie genau das bekommen würden, worum Sie baten. Erinnern Sie sich daran, wie Sie sich damals fühlten. Bleiben Sie in diesem Zustand, bei jeder Frage, die Sie stellen.

2. Fragen Sie jemanden, der es Ihnen geben kann
Bevor Sie jemanden nach etwas fragen, machen Sie eine Beurteilung, ob er in der Lage ist, es Ihnen zu geben. Einige Leute sind sehr qualifiziert und motiviert Ihnen zu helfen. Andere sind gerade nicht fähig zum Geben - beobachten Sie und überprüfen Sie noch einmal deren Kapazität. Haben Sie sie jemals gesehen, dass diese Personen lieferten um was Sie baten oder hoffen Sie gerade darauf, daß dort Potenzial ist?

3. Wecken Sie die volle Aufmerksamkeit der anderen Person
Ihre Anfrage verdient diesen Respekt. Wenn Ihnen die Person nicht die volle Aufmerksamkeit geben kann, dann bitten Sie um eine Verabredung, fragen nach einem Gespräch während der Pause oder fragen Sie, dass diese Person in der näheren Zukunft Zeit für Ihr Anliegen einplant.

4. Seien Sie klar und spezifisch
Seien Sie so präzise wie möglich bei Ihrer Anfrage. Fragen Sie nachdem, was Sie wollen und nicht nach dem, was Sie nicht wollen. Geben Sie gleichzeitig darauf acht, um was Sie bitten - meistens erhalten Sie genau das, was Sie verlangt haben!

5. Fragen Sie aus dem Herzen heraus
Sie können alles haben, was Sie sich wünschen, wenn Sie es dringend genug wollen. Bewahren Sie Ihre Passion für Ihr Ziel, Projekt oder Ihren Zweck und geben Sie Ihre Seele hinein, wenn Sie zu fragen beginnen. Halten Sie Augenkontakt, während des ganzen Frageprozesses. Dies begründet zudem Ihre Integrität, Vertrauenswürdigkeit und ihre Passion bezüglich des Themas

6. Fragen Sie mit Humor und Kreativität
Humor fängt unsere Aufmerksamkeit und überwindet unsere Abwehr. Kreativität entwaffnet den Widerstand und öffnet den Verstand für neue Möglichkeiten.

7. Geben Sie etwas, um etwas zu bekommen
Zig Ziglar sagt: "Sie können alles im Leben bekommen, wenn Sie genug anderen Leuten dabei helfen, das zu bekommen, was diese wollen." Wenn Sie bitten, erklären Sie immer, was für den anderen drin liegt, wie er profitieren und gewinnen kann, weil er positiv auf Ihre Anfrage reagierte.

8. Fragen Sie immer wieder
Wenn jemand NEIN sagt, dann sagen Sie sich: "Noch ein Impuls nötig". Erwarten Sie NEIN'S, wenn Sie die gleiche Person mehrmals fragen. Ihre Ausdauer und Hartnäckigkeit zahlen sich aus.

Nun fragten Sie und die anderen sagten immer noch NEIN. Was nun? Bewahren Sie einen kühlen Kopf, wenn Sie auf Widerstand stossen. Eine schlagkräftige Anfrage kann nur dann schlagkräftig sein, wenn Sie bereit sind zu akzeptieren auch abgelehnt zu werden. Fragen Sie als Autorität, bereiten Sie sich auf einen NEIN vor, seinen Sie liebenswürdig, wenn Sie das NEIN hören, dann wählen Sie zwischen zwei Möglichkeiten.
1. Fragen Sie die Person, die Sie gerade fragten, nach einer Lösung. Sie weiß vielleicht jemand, der Ihnen ein JA geben kann.
2. Gehen Sie weg, ohne die Brücken abzubrechen. Sie trafen wahrscheinlich jemand, der Ihnen offensichtlich nicht helfen konnte. Die Welt ist viel zu klein und miteinander verwoben um auch nur eine Person zu ignorieren.

Quelle: Mark Viktor Hansen
http://www.markvictorhansen.com
The Eight-Step Process To Better Asking

Übersetzung ins Deutsche Ludwig Lingg

 

Dorothy Leeds Fragestrategie

Geschickte Fragestrategien bringen Ihnen in jeder Situation Vorteile: bei Bewerbungsgesprächen, Bitten um Gehaltserhöhung oder Beförderung, der Ausführung eines Auftrages und der Schulung und Führung des Personals. Sie können damit die Produktivität ihrer Mitarbeiter erheblich erhöhen.
Allerdings besteht diese Strategie nicht darin, einfach aus Geratewohl Fragen zu stellen. Sie erfordert einen Denkprozess. Die Frage ist nur ein Element dieser Strategie. Eigentlich beginnt die geschickte Fragestrategie schon, ehe Sie die Frage stellen, sagt Dorothy Leeds.

1. Schritt: Die Vorbereitung
2. Schritt: Die Stellung der Frage
3. Schritt: Das Zuhören
4. Schritt: Die Auswertung
5. Schritt: Die Reaktion

1. Schritt:
Um eine geschickte Frage stellen zu können, müssen sie sich zunächst darüber im Klaren sein, was sie damit bezwecken. Stellen sie also erst einmal die Fragen an sich selbst:
  1. Was will ich mit meiner Frage erreichen – geht es mir um Zusammenarbeit, Hilfe, Informationen, Informationsquellen, Erhöhung der Einsatzbereitschaft oder Verbesserung der Leistungen meiner Mitarbeiter
  2. Wen muss ich fragen? Meinen Vorgesetzten? Ein anderes Mitglied der obersten Geschäftsleitung? Einen Kollegen? Jemanden in einer anderen Abteilung? Einen meiner Mitarbeiter? (Wenn Sie nicht wissen, an wen Sie sich wenden sollen, ist es das gleiche, wie wenn Sie mit verbundenen Augen ein Zimmer betreten, das Sie nicht kennen?
  3. Versetzen Sie sich in die Lage des anderen. „Was sind seine Ziele?“ – „Was will er erreichen?“
  4. Die letzte Phase der Vorbereitung: „Wie soll ich meine Frage formulieren, damit sie für alle Beteiligten sinnvoll ist?“
2. Schritt:
Sobald sie über ihr genaues Ziel und über die geeignetste Formulierung Ihrer Frage im Klaren sind, kommt der nächste Schritt: Jetzt müssen Sie die Frage stellen. Achten Sie darauf, Ihre Frage deutlich und in ruhigem Ton auszusprechen, und lassen Sie dem Gesprächspartner Zeit, seine Gedanken zu ordnen, ehe er antwortet. Zeigen Sie eine positive Einstellung, vermeiden Sie jeden ablehnenden oder kritischen Unterton in ihrer Stimme. Sie haben sich Ihre Frage gut überlegt, und es sollte ihnen deshalb nicht schwer fallen, ohne zu stottern oder nach Worten zu suchen.
Werfen Sie Ihre Frage nicht einfach nur beiläufig hin, und betten Sie sie auch nicht in einen Redeschwall ein. Lassen Sie Ihren Gesprächspartner deutlich merken, dass Sie eine Antwort von ihm erwarten. Blicken Sie ihm in die Augen; zeigen Sie ihm durch ihre Stimme und durch ihr ganzes Verhalten, dass sie an seiner Einstellung und an seiner Antwort interessiert sind.

3. Schritt: Das Zuhören
Eine Frage nützt nichts, wenn Sie sich die Antwort nicht aufmerksam anhören. Gut zuzuhören erfordert Mühe und Konzentration. Wir denken siebenmal schneller, als wir sprechen. Während wir zuhören, ist unser Geist mit unseren Ohren häufig schon weit voraus. Das hat zur Folge, dass wir oft unwillkürlich unsere eigenen Ideen, Assoziationen und Werturteile in die Worte des anderen hineinprojizieren. Wir könnten die Zeit aber viel sinnvoller nutzen, nämlich, indem wir dem Partner besser zuhören und uns aufgrund seiner Aussagen überlegen, welche Richtung wir dem weiteren Gesprächsverlauf geben wollen.
Auch wenn wir insgeheim schon ungeduldig warten, selbst wieder zu Wort zu kommen, hören wir nicht richtig zu, sind nicht aufmerksam genug. Die beste Methode, sich selbst gut zu „verkaufen“, besteht nicht im Reden, sondern im Zuhören können – darum, auf den Gesprächspartner einzugehen.

4. Schritt: Die Auswertung
Während Sie Zuhören, müssen Sie die Antwort verarbeiten und auswerten. Es kann sein, dass Sie nochweitere Fragen stellen müssen, um die Informationen zu erhalten, die Sie benötigen. Vielleicht brauchen Sie noch einige ergänzende Einzelheiten, oder Sie müssen eine tief greifende Frage stellen, um einer Sache auf den Grund zu kommen oder herauszufinden, ob es irgendwo verborgene Widerstände gibt. Gute Verkäufer wissen, dass sie am leichtesten zu einem Geschäftsabschluss kommen, wenn sie mit ihren Fragen nach und nach immer tiefer in die zu besprechende Angelegenheit eindringen.

5. Schritt: Die Reaktion
Sie haben eine Frage gestellt; Sie haben sich die Antwort aufmerksam angehört – und was nun? Eine kluge Frage macht sich nur bezahlt, wenn Sie aufgrund der Informationen, die Sie erhalten haben, nun auch handeln. Nur dann wird man Sie respektieren. Wenn Sie um Vorschläge bitten und dann nichts damit anfangen wissen, werden die Menschen Sie bald nicht mehr an ihren Ideen teilhaben lassen. Das gilt für Kunden ebenso wie für Kollegen und Mitarbeiter. Wenn Sie ihre Mitarbeiter zur Mitwirkung auffordern und ihre Anregung dann nicht beachten, war ihre ganz Vorarbeit umsonst. Wenn Ihre Firma einen Briefkasten für Personalvorschläge aufstellt, aber von den eintreffenden Vorschlägen niemals Gebrauch macht, werden die Angestellten bald kein Interesse mehr daran haben, Vorschläge zu machen. Und wenn Sie Menschen um ihren Rat bitten und sich dann überhaupt nicht um deren Ratschläge kümmern, wir Ihnen bald niemand mehr helfen wollen; denn es hat ja doch keinen Zweck.
Handeln heißt manchmal nichts anderes, als eine Sache weiterzuverfolgen. Wenn sich nach einer Besprechung mit einem Mitarbeiter dessen Leistungen verbessert, ist es gut, ihm seine Anerkennung zu zeigen. Handeln kann auch bedeuten, dass man die gewonnene Information für spätere Verwendung speichert – sei es schriftlich oder im Gedächtnis. Doch manchmal muss man auf eine Information hin auch konkrete Schritte unternehmen. Kluge Fragen sind sinnlos, wenn ihnen keine klugen Handlungen folgen.

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